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1. Geschichte des Mittelalters - S. 10

1888 - Wiesbaden : Kunze
10 Aus der deutschen Vorzeit. Versäumte der Vasall seine Kriegspflicht, so konnte das Lehen wieder eingezogen werden. Diese königlichen Vasallen belehnten ihrerseits auch Leute ihres Gefolges und übertrafen an Ansehen selbst Freie, welche nur ihr Allod besaßen. Dies bewog viele Freie, ihr Eigentum dem König freiwillig zu überlassen, um es als Lehns-gut von ihm zurückzuempfangen. Manche Freie aber, welche über einen großen Grundbesitz verfügten, wollten keine Vasallen werden und bildeten den Stand der Freiherrn, welche im Range nach den königlichen Vasallen, aber vor den Freien kamen, welche außer ihrem Allod noch Lehnsgüter von dem Adel besaßen. Während bei den Franken, Goten und Langobarden das Lehnswesen sich immer mehr ausbildete, bewahrten die Sachsen, Friesen und Alemannen ihre alte freie Gemeindeverfassung noch lange. §. 2. Oöiiersagm untf ©öftßi'uecefmmg dk (Bemunen. Die Religion der alten Germanen war, wie die der Arier überhaupt, eine Naturreligion und ist uns auf mittelbarem Wege dadurch bekannt worden, daß germanische Völker auf Island, die erst nach dem Jahre 1000 das Christentum angenommen haben, die alten Sitten und Gebräuche länger bewahrten. Um diese Zeit sammelten die Priester der Insel, da sie den Untergang der heidnischen Sagen voraussahen, die von den Skalden (Sängern) ausgebildeten schönsten Lieder ihrer Götter und Helden. Sä mund Si gsu sso n (-j-1133) übersetzte 30 Götterlieder in die lateinische Sprache und nannte diese Sammlung die Edda (d. h. Urgroßmutter). Um das Jahr 1200 stellte Snorri Sturleson einen Auszug davon in Prosa her, die „jüngere Edda". Ursprung der Welt. Die Göttersagen der Germanen sind sinnig und schildern in wunderlicher Pracht Zustände der Natur, den Wechsel der Jahreszeiten, den Kampf der Elemente, das Leben der Götter und Helden re. Nach ihnen war ursprünglich das Weltall ein Chaos (Abgrund, Finsternis rc.); darnach schieden sich Licht und Finsternis. Jenes bildete das Lichtreich Muspelheim, den Sitz der Feuerriesen, dieses das Reich der Nacht, Niflheim, die Wohnstätte der Todesgöttin Hel. Ein düsterer, enger Pfad führte zum Reich der Toten, wohin außer den Verbrechern diejenigen kamen, welche an einer Krankheit starben. Aus der Mischung des Achtund Nachtreiches wurde das Mittelreich die Menschenheimat (Manheim oder Mittelgard), in welchem anfangs die Riesen und die organischen Kräfte entstanden. Der Riese Am er vertritt die rohe

2. Geschichte des Mittelalters - S. 69

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 13. Die römische Kirche. Bomfacius. Die Klöster. 69 des Bodens und zur weiteren Ausbreitung des Christentums; sie nahmen sich der Armen und Kranken an, gaben dem Wanderer gastliche Herberge, widmeten sich dem Jugendunterricht, bewahrten die Reste der Litteratur des Altertums und bildeten neue Pflanzstätten für die Wissenschaften. Das Klosterwesen hatte seinen Ursprung in Ägypten, wo es sich in den ersten christlichen Jahrhunderten aus dem Streben entwickelte, fern von dem Geräusche der Welt in Bußübungen Gott zu dienen. Das Klima des Landes, sowie der von alters her dem Leben abgewandte Sinn der Ägypter begünstigten ein solches Streben, und die Christenverfolgungen seit dem Ende des 3. Jahrhunderts gaben demselben weitere Verbreitung. Die Weltflüchtigen wurden Anachoreten, Monachi (Einsiedler) genannt. Der Stifter des Mönchswesens ist der Ägypter Antonius, der von Jugend auf die Einsamkeit und die Beschäftigung mit religiösen Dingen liebte. Die Bibelworte: „Verkaufe alles, was Du hast, und gieb es den Armen", veranlaßten ihn, daß er sein väterliches Erbe unter die Armen verteilte und sich im Jahre 285 als Einsiedler in die Wüste zurückzog. Zur Zeit der großen Christen- verfolgung (311) kehrte er nach Alexandrien zurück, um die Christen zur Standhaftigkeit im Glauben zu ermutigen, dann aber suchte er die Einsamkeit von neuem auf. Bald wurde feine Hütte die Wallfahrtsstätte für solche, die Trost und Hilfe suchten, und er gelangte allmählich in den Ruf eines Heiligen. Seiner Anregung folgten andere, die sich in seiner Nähe ansiedelten. Er stellte eine Verbindung zwischen den Einsiedlern her, nahm sie unter seine Aufsicht und machte ihnen außer den Andachtsübungen auch Handarbeiten zur Pflicht, um sie vor Müßiggang zu bewahren. Im Jahre 356 starb er in dem hohen Alter von 105 Jahren. Sein Schüler Pachomius (t 348) hatte viele Einsiedler in gemeinschaftlichen Wohnungen (claustra) unter einem Vorsteher oder Vater (abbas, Abt) vereinigt und eine bestimmte Regel für das Zusammenleben eingeführt, in welcher Einsamkeit, Ehelosigkeit, Fasten, Beten und Handarbeit, sowie Gehorsam gegen die Vorsteher die Hauptforderungen bildeten. Das erste Kloster war auf der Nilinsel Tabennä und umfaßte bei seinem Tode 1300 Mitglieder in 8 Häusern. Frauen folgten dem Beispiel der Männer und gründeten Nonnenklöster. Bald gab es nicht bloß in Einöden sondern auch in volkreichen Städten Klöster. Von Ägypten verbreitete sich das Klosterwesen nach dem Abendlande. Hier artete es während der Völkerwanderung aus, erhielt aber dann durch Benedikt von Nursia in Umbrien

3. Geschichte des Mittelalters - S. 71

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 14. Der Sturz der Merowinger. 71 die Langobarden boten ihm ihr- Bnndesgenoffenschast an, der Papst suchte Hilft gegen dieselben bei ihm, die spanischen Christen setzten ihre Hoffnung auf Karl. Seine Macht im Franknmch war so groß, baff er den fränkischen Thron drei Jahre unbesetzt lassen und selb- ständig regieren konnte. Pippin der Kleine 752-768. Als Karl 741 starb, erbten seine Söhne Karlmann und Pippin die Würde eme§_ Hausierers. Diese erhoben nochmals einen Merowinger, Chr Id er ich Iii., zum Scheinkönig, als ihr Stiefbruder Grifo ebenfalls Ansprüche auf emen Teil des Reiches machte. Da Karlmann, des unruhigen Lebens mude, sich in ein Kloster zurückzog und Grifo unterworfen wurde, so blieb Pippin der Kleine (747) allein im Besitze des Majorats. Er war ein kluger, gerechter und entschlossener Herr und zeichnete sich bet emer kleinen Figur durch eine seltene Körperstärke aus. Einst schlug er bei emer Tierhetze einem Löwen, welcher einem Büffel auf dem Nacken saß, mit einem Streiche den Kops ab, fodaß das Schwert noch tief in den Nacken des Büffels fuhr. _ ...... « Pippins Streben war darauf gerichtet, die königliche Krone zu erlangen, und er fand die Unterstützung des Adels und der Geistlichkeit für feinen Plan. Als er nun den Papst Zacharias, der seine Hilfe gegen die Langobarden bedurfte, fragen ließ, wer des königlichen Namens und Thrones würdiger fei, derjenige, welcher sorglos daheim sitze, oder der, auf welchem die Sorgen und Lasten des Reiches ruhten, erteilte jener die Antwort, es fei besser, daß derjenige König heiße, welcher die Last der Regierung trage. Pippin ließ diesen Ausfpruch auf der Reichsversammlung zu So issons 752 bekannt machen, hierauf den letzten Merowingerkönig Childerich Hi. absetzen und in ein Kloster bringen. Er selbst wurde auf den Schild erhoben, nach alter Sitte dreimal in der Versammlung herumgetragen und vom Volke unter lautem Beifalle zum König der Franken ausgerufen; dann wurde er von Bonifacius gesalbt. Pippin ist der erste Frankenkönig jenes erlauchten Hauses, welches nach feinem größten Helden das karolingische genannt wird. Da die Langobarden Rom von neuem beunruhigten, so reifte Zacharias' Nachfolger, Papst Stephan Ii., selbst zu Pippin nach St. Denis, salbte denselben nebst feinen Söhnen und erhielt Hilfe. Zweimal zog Pippin über die Alpen und zwang den Langobardenkönig Aistulf 755, das Exarchat vonravenna abzutreten. Pippin schenkte diese Landschaft (zwischen Po, Ancona und dem Apennin) dem Papst und legte damit den Grund zu dem ehemaligen

4. Geschichte des Mittelalters - S. 14

1888 - Wiesbaden : Kunze
14 Aus der deutschen Vorzeit. zu Boden fielen. Da drückte Loki dem blinden Hödur seinen Mispelspeer in die Hand, damit derselbe dem Baldur gleiche Ehre erweise, und versprach, dem Speer die Richtung zu geben. Der täppische Hödur holte mächtig aus, schleuderte und tötete Baldur. Da brach Finsternis über den Göttersaal herein, und die Erde wankte über dem Brudermord. Loki floh, wurde aber auf der Flucht ergriffen und über drei scharfkantige Felsen gelegt, wo er sest-geschmiedet wurde. Aber trotz dieser Vorkehrungen gegen die verderblichen Mächte wird der Sage nach der Weltuntergang dennoch eintreten, da Götter und Menschen unter sich selbst die Bande der Sittlichkeit brechen. Harte Winter werden einander folgen, Hungersnot und Verbrechen überhandnehmen, die Götter selbst werden einen Meineid begehen und deshalb die goldnen Runentafeln mit den Weltgesetzen verlieren. Dann wankt die Esche Yggdrasil, welche den ganzen Weltbau, die Götterwohnung Asenheim, die Menschenwohnung Manheim und die Riesenwohnung Jötunheim, trägt; die Nornen, begießen zwar ihren Stamm, aber der unter ihr hausende Drache hat die Wurzeln zernagt: der böse Loki und seine Kinder, der Fenriwolf und die Midgardschlange, brechen ihre Fesseln, Ungeheuer kommen aus der Riesenwelt aus dem Schiffe Nagelfar, welches aus den Nägeln der Toten gemacht ist; über die Regenbogenbrücke reiten die Götter mit den Einheriern, den Helden Walhallas, auf die Erde herab, der Wächter Heimdal stößt ins Horn und eine furchtbare Vertilgungsschlacht beginnt: Helden, Götter, Riesen und Ungeheuer fallen. Der schreckliche Feuerriese Surtur schleudert den Feuerbrand über Himmel und Erde, die Flammen verzehren sie, Wasser überschwemmt sie, und dann taucht eine bessere, grüne Erde empor. Die Weltgesetze werden wieder gefunden, schuldlose Menschen nehmen die Erde ein, und die Götter kehren zurück, nachdem ihr Meineid gesühnt ist. Nur der Fenriwolf, welcher sich zur Zeit des Weltuntergangs von der Kette losriß und Odin verschlang, und die Midgardschlange, welche sich um die ganze Erde geschlungen hatte, erscheinen nebst Loki und andern Unholden nicht wieder. Diesen Weltuntergang nannte man Muspilli (Weltbrand) oder Ragnarokr d. i. Götterdämmerung. Götterverehrung. Die Germanen hielten es mit der Größe der Götter unverträglich, sie in Tempel einzuschließen oder sie der Menschengestalt ähnlich zu bilden. Sie verehrten ihre Götter daher in heiligen Hainen, unter uralten Bäumen, auf Bergen, an Seen oder Quellen. Die Verehrung bestand in Gebet, Opfer und feier-

5. Geschichte des Mittelalters - S. 78

1888 - Wiesbaden : Kunze
78 Erste Periode des Mittelalters. die Peterskirche. Im Ornate eines römischen Patricius kniete er nach beendigter Messe am Altare und betete; da trat Leo plötzlich hinzu, setzte ihm die Kaiserkrone auf und salbte ihn feierlich zum Kaiser. Das versammelte Volk aber rief dreimal jubelnd aus: „Heil Karl Augustus, dem von Gott gekrönten, dem großen und Frieden bringenden Kaiser der Römer." So war das abendländischrömische Kaisertum in der Person Karls des Großen erneuert. Die germanischen Völkerschaften waren, zu nationaler Einheit verbunden, in das Erbe der Römer eingetreten. In des Kaisers Händen war eine Macht vereinigt, groß genug zur Wahrung von Recht und Frieden, zur Förderung der Wohlfahrt unter den Völkern des Abendlandes. Die Kirche fand unter der Kaisermacht Schutz und Schirm, um durch Ausbreitung und Befestigung der christlichen Religion den Boden zu bereiten, auf dem eine neue Kultur erblühen konnte. Nach der Anschauung der Zeit war das Ideal des christlichen Gottesstaates verwirklicht, indem der Kaiser das weltliche, der Papst das geistliche Schwert führte und beide in innigem Bunde von Gott mit der höchsten Macht ausgestattet waren. Karls Ruhm verbreitete sich in die entferntesten Länder. Fremde Könige suchten seine Freundschaft und machten ihm Geschenke. Der Kalif von Bagdad, Harun al Raschid (§. 12), schickte eine Gesandtschaft mit vielen und kostbaren Geschenken an ihn ab, unter denen eine kunstreiche messingene Wasseruhr und ein Schachbrett die meiste Bewunderung erregten. Karl erwiderte dieselben, schickte dem mächtigen Herrscher im Orient spanische Maultiere, deutsche Pferde, friesische Gewänder, große Jagdhunde und bewog den Kalifen, daß er die Christen auf ihren Pilgerfahrten schützte und ihnen das heilige Grab zu Jerusalem überließ. Karls Staatsverwaltung. Karl suchte dem großen Reiche, das er unter seinem Zepter oereinigte, durch eine geordnete Staats-Verwaltung und weise Gesetzgebung Ruhe und Dauer zu verschaffen. Er selbst stand an der Spitze als unumschränkter Herrscher, jede andere vordem bestehende selbständige Gewalt war unterdrückt, die Herzogswürde abgeschafft worden. Er teilte das Reich in Gaue ein und setzte G augrafen in dieselben, welche in seinem Namen die Gau- oder Landgerichte abzuhalten, den Heerbann auszuheben und im Kriege anzuführen hatten. Die Gaue wurden in Hundertschaften, diese wieder in Zehntschaften abgeteilt und mit Richtern für unbedeutende Angelegenheiten versehen. An den Grenzen wurden größere Gebiete zu einer Mark vereinigt und einem

6. Geschichte des Mittelalters - S. 82

1888 - Wiesbaden : Kunze
82 Erste Periode des Mittelalters. er zu den armen, aber strebsamen Schülern, die er zu seiner Rechten gestellt hatte: „Fahret fort, immer vollkommener und tüchtiger zu werden; dann wird euch mein Lob und Beistand nicht fehlen." „Ihr aber," fuhr Karl die trägen Knaben zu seiner Linken an, „ihr Söhne der Edlen, ihr seinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm dünkt und des Wissens nicht nötig zu haben scheint, ihr unnützen Buben, ich sage euch, bei Gott! euer Adel gilt nichts bei mir; wenn ihr eure Trägheit nicht durch Eifer und Fleiß wieder gut macht, so habt ihr von mir nichts zu hoffen." An seinem Hofe umgab er sich mit gelehrten Männern, die ihn in seinen Bestrebungen unterstützten. Der Angelsachse Alkuin (f 804), der wie Karl die Bildungskraft der Religion und der alten Sprachen schätzte, wurde aus Italien berufen und unterrichtete an der Hoffchule. Karl schenkte ihm großes Vertrauen und ließ durch ihn in Tours für alle Bildungsanftalten feines Reiches eine Musterfchule errichten. Paul Warnefried (Diakonus) schrieb die Geschichte der Langobarden, Petrus von Pisa lehrte die Grammatik ; Einhard, den Karl wegen feiner Anlagen schort als Knaben an feinen Hof genommen hatte, unterstützte ihn bei feinen Bauten und schrieb Karls Leben. Im Verein mit diesen Männern wirkte Karl auch für Erhaltung der deutschen Litteratur schätze und Pflege der deutschen Sprache. Er veranstaltete eine Sammlung alter deutscher Heldenlieder, welche leider nicht erhalten blieb, arbeitete mit feinen Gelehrten eine deutsche Grammatik aus, gab den Monaten *) und Winden deutsche Namen und forderte von den Geistlichen, daß sie in deutscher Sprache predigten und die Grundlehren des Christentums in dem Volke darin befestigten. Die Baukunst förderte er durch Errichtung von Gebäuden auf feinen Gütern und durch Erbauung von Pfalzen (Palästen) zu Aachen, das er wegen feiner warmen Bäder zum Lieblingsaufenthalt erkor, zu Ingelheim und Nymwegen, wo er abwechselnd Hof hielt; ferner ließ er zu Aachen einen Dom errichten und mit Marmorsäulen und Gemälden aus Rom und Ravenna ausschmücken. Karls Privatleben. Karls Wahlfpruch war: „Christus siegt, Christus regiert, Christus triumphiert". Er befolgte ihn fein ganzes Leben getreulich, denn er war fromm und gottesfürchtig, besuchte die Kirche täglich und unterstützte die Armen und Notleidenden alter- *) Die Monate hießen: Wintermond, Hornung, Lenz-, Oster-, Wonne-, Brach-, Heu-, Ernte-, Herbst-, Wein-, Wind- und Christmond.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 39

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 7. Die Gründung des Ostgotenreiches in Italien. 39 §. 7. Dir (Biiiidäing tfes ©|tgofenmdies in Itacicn. Odoaker hatte, nachdem er 476 in Italien zur Herrschaft gelangt war, seinen Völkern den dritten Teil des eroberten Bodens übergeben, das übrige Land den Römern gelassen. Seine Herrschaft war milde, aber nur von kurzer Dauer. Der Kaiser des oströmischen Reiches betrachtete sich nämlich nach dem Untergänge Westroms als Erbe dieses Reiches und als Herrn aller Länder, die einst die Römer unterworfen hatten. Er suchte daher Odoaker aus Italien zu vertreiben und bediente sich dazu der Ostgoten. Die Ostgoten hatten nach dem Sturze des Hunnenreiches das ungarische Tiefland zu beiden Seiten der Donau eingenommen und wurden von drei Brüdern beherrscht. Durch beunruhigende Einfälle in das oströmische Reich zwangen sie den oströmischen Kaiser zu einem Jahrgeld, und einer der drei Ostgotenkönige, Theodomir, sandte zum Zeichen, daß der Friede aufrecht erhalten werden sollte, seinen siebenjährigen Sohn Theodor ich als Geisel nach Konstantinopel. Hier blieb derselbe 11 Jahre und bildete seine ausgezeichneten körperlichen und geistigen Anlagen sorgsam aus. Unverdorben kehrte er zu den ©einigen zurück und bestieg den Thron seines Vaters, dem unterdessen das ganze Reich der Ostgoten zugefallen war. Mit jugendlicher Kraft schlug er die Feinde seines Volkes, sodaß der oströmische Kaiser Zeno, dem er einst bei einem Aufstande das Leben gerettet hatte, ihn zu sich nach Konstantinopel berief und mit den höchsten Ehren überhäufte. Theodorich, dessen Thatendrang jetzt einen neuen Schauplatz suchte, sprach hier dem Kaiser Zeno den Wunsch aus, er wolle mit den Ostgoten nach Italien ziehen, um Odoaker daselbst zu verdrängen. Der Kaiser willfahrte dem Wunsche Theodorichs um so bereitwilliger, als er dadurch hoffte, sich der gefährlichen Ostgoten zu entledigen, und versprach ihm urkundlich den Besitz Italiens. Theodorich der Große 493 — 526. Im Frühjahr 489 brach der ganze Stamm der Ostgoten auf, Männer, Weiber und Kinder mit den Herden und der gesamten Habe, und stieg die Alpen hinab nach Oberitalien. Bei Aquileja verlor Odoaker die erste Schlacht und mußte sich bis Verona zurückziehen. Hier erfocht Theodorich, welcher seitdem in der Heldensage Dietrich von Bern genannt wird, einen zweiten Sieg und schloß dann seinen Gegner in Ravenna ein. Odoaker widerstand noch drei Jahre, mußte aber 493 Land und Krone an Theodorich abtreten, welcher nun den Purpurmantel anlegte*). Bei *) Die Kämpfe der beiden Heerkönige vor Ravenna werden in der deutschen Heldensage mit dem Namen Rabenschlacht bezeichnet.

8. Geschichte des Mittelalters - S. 113

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 2. Heinrich Iii. 113 Mittelmeer bis zur Eider und umfaßte drei Königreiche: Italien, Burgund und Ungarn, sieben deutsche Herzogtümer: Schwaben, Bayern, Franken, Sachsen, Ober- und Niederlothringen, Kärnten, und zwei slawische Herzogtümer: Polen und Böhmen mit Mähren. Heinrich suchte dem Fehdegeist der Zeit nach Kräften zu steuern und Friede und Recht im Reiche aufrecht zu erhalten. Als Schirmherr der Kirche strebte er eine innere Läuterung derselben an, war für eine Verbesserung der Zucht unter Geistlichen und Laien bemüht und setzte nur würdige Bischöse ein, ohne Geld oder Geschenke von ihnen anzunehmen. Er selbst war demütig und fromm und ging mit dem besten Beispiel voran. Ost ließ er sich von seinem Beichtvater blutig geißeln und setzte die Krone nie- aufs Haupt, ohne zuvor gebeichtet und Buße gethan zu haben. Er wurde in seiner Thätigkeit von dem Kloster Cluny in Burgund unterstützt, wo ein strenger, frommer Sinn unter den Mönchen herrschte. Von dort aus war 1032 der „Gott es friede" angeregt worden, und viele hundert Klöster in Burgund und Frankreich schlossen sich den Bestrebungen Clunys an. Die Bestimmungen darüber lauteten: „Von Mittwoch Abend an bis zum Sonnenausgang des folgenden Montags soll niemand dem andern etwas gewaltsam nehmen, noch einen andern wegen einer That zur Rechenschaft ziehen, noch eine Bürgschaft einfordern. Wer diesem Beschlusse zuwider handelt, soll Buße zahlen oder aus der christlichen Gemeinschaft ausgestoßen werden." Dieser Gottesfriede drang in alle Lande, selbst über das Meer nach England. 1043 berief Heinrich eine Reichs Versammlung nach Konstanz, schlichtete die vorhandenen Streitigkeiten und gebot, daß fortan Friede im Reiche walten solle. Im Jahre 1046 eilte Heinrich nach Rom, um dem in der Kirche damals herrschenden Unfug ein Ende zu machen. Seit 1033 schaltete daselbst Papst Benedikt Ix., welcher Kirchenstellen für Geld verkaufte und wegen seines sittenlosen Lebens zuletzt verjagt wurde. Allein Benedikt that seinen Nachfolger in den Bann und verkaufte die päpstliche Würde an einen edlen Priester, Gregor Vi., ohne diese Würde selbst niederzulegen. So regierten gleichzeitig drei Päpste. Darüber entstand Ausruhr und Verwirrung; keine Ordnung blieb, kein Gesetz wurde gehandhabt. Heinrich berief deshalb die Bischöfe nach Sutri, 10 Stunden nördlich von Rom, setzte die drei Päpste ab uni) ließ die alte Satzung Ottos I. erneuern, daß ohne Genehmigung des Kaisers eine Papstwahl nicht gültig sei. Daraus ernannte er zu Rom den deutschen Bischof Suidger von Bamberg als Klemens 11. Cassians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. t>. Ph. Beck. 8

9. Geschichte des Mittelalters - S. 180

1888 - Wiesbaden : Kunze
180 Dritte Periode des Mittelalters. Rechte und Besitzungen zu lassen; allein der Bann des Papstes blieb in Kraft. Nun verband sich Konrad mit Manfred, welcher den größten Teil des sizilischen Reiches gewonnen hatte, und half ihm Neapel erobern- Im Begriffe, nach Deutschland zurückzukehren, um seine Erbländer zu retten, starb er 1254 zu Lavello bei Melfi in Apulien. Er war der letzte deutsche König aus dem Hause der Hohenstaufen und hinterließ einen zweijährigen Sohn, den unglücklichen Konradin. Da man diesen demkönig Wilhelm von Holland nicht entgegenzustellen wagte, so blieb letzterer bis zu seinem Tode 1256 zwar im unbestrittenen Besitze der Krone, aber Ruhe und Ordnung im Reiche stellte er nicht her. Es fehlte ihm dazu keineswegs an Mut, Verstand und Thatkraft, allein seine eignen Angelegenheiten beschäftigten ihn mehr als die des Reiches. Aus einem Winterseldzuge gegen die Friesen brach er mit einem gepanzerten Roß durch die Eisdecke eines Sumpses, er sank und wurde erschlagen. In der jetzt folgenden „kaiserlosen" Zeit fand das Geschlecht der Hohenstaufen seinen gänzlichen Untergang. Der Kampf in Oberitalien hatte wegen Ezzelinos unerhörter Grausamkeit für diesen wie für die Sache der Ghibellinen ein trauriges Ende genommen. Welsen und Ghibellinen waren des Tyrannen müde, schlossen 1259 einen geheimen Bund wider ihn und nahmen ihn bei Cassano an der Adda nach Mutiger Gegenwehr gefangen. Schwer verwundet, verschmähte Ezzelino jeden Beistand, namentlich den der Kirche, nahm weder Nahrung noch Arznei, riß zuletzt die Binde von seiner Kopfwunde und beschleunigte seinen Tod. Enzio. Von Konrads Brüdern starb König Enzio zuerst. Er war 1225 zu Palermo geboren und galt für den schönsten, tapfersten und edelsten Mann jener Zeit. Schon in seinem 12. Jahre kämpfte er an der Seite feines Vaters, im 14. Jahre Belegte ihn der Papst mit dem Bannflüche. Enzio vermählte sich mit Ad alasia, der Erbin von Sardinien, einer leichtsinnigen, ehrlosen Frau. Die größte Kriegsthat, welche Enzio vollführte, war sein Sieg über die genuesische Flotte, bei welchem Anlasse er die nach Rom geladenen Geistlichen gefangen nahm. Aber seitdem verfolgte ihn das Unglück. 1249 geriet er in die Gefangenschaft der Bologneser. Der Rat verurteilte den blühenden Jüngling zu lebenslänglichem Kerker und ließ sich durch feine Bitten, Versprechungen und Drohungen des betrübten Vaters von seinem Beschlusse abbringen. Enzio sah sein Königreich nie wieder; Adalasia vergaß ihren Gemahl und vermählte sich einem. Betrüger. Aber Enzio verlor in allen diesen Widerwärtigkeiten nicht die Ruhe und Heiterkeit seines Gemütes; Dichtkunst, Gesang und

10. Geschichte des Mittelalters - S. 181

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 27, 6. Der Untergang des Hohenstaufenhauses. 181 Musik schufen ihm eine neue Welt. Auch Freundschaft und Liebe folgten ihm in den Kerker. Nach Konradins Tod (1268) erwachte in Enzio die Sehnsucht nach Freiheit und Rache. Allein ein Versuch, in einem Fasse den finstern Kerkermauern zu entrinnen, mißglückte durch eine verräterische Locke seines Haupthaares, welche aus dem Spundloch hervorhing. Enzio wurde seitdem in strengem Gewahrsam gehalten, bis er nach 22 jähriger Hast (1271) verschied. Sein Grab befindet sich in der Dominikanerkirche zu Bologna und ist durch eine gekrönte Bildsäule von Marmor und eine Anschrift kenntlich. Margareta. Kurz vorher war Enzios Stiefschwester in Kummer und Elend verschieden. Margareta war Albrecht dem Unartigen von Thüringen vermählt und lebte anfangs glücklich und hochgeehrt als Mutter von drei Söhnen, Friedrich, Heinrich und Diezmann. Allein später suchte sich Albrecht seiner treuen Gemahlin pflichtvergessen zu entledigen und bestach einen Diener, daß er als Teufel verkleidet in der Nacht Margareta erdrosseln solle. Der treulose Unecht, von heftigen Gewissensbissen gepeinigt, zögerte mit der Ausführung des Versprechens. Endlich, von Albrecht gedrängt, schlich er sich zu der Fürstin, fiel ihr aber zu Füßen und bat um Verzeihung. Margareta vernahm mit Staunen und Entrüstung den Mordplan und erkannte die kalte Notwendigkeit zu entfliehen. Noch einmal ging sie in ihrem unsäglichen Leid zu ihren Kindern ans Bett und küßte sie. Der Schmerz der Trennung aber überwältigte die unglückliche Mutter so sehr, daß sie ihren Liebling Friedrich heftig in die Wange biß und demselben ein bleibendes Mal aufdrückte, wovon erden Beinamen Friedrich mit der gebissenen Wange führte. Die Kaisertochter wurde noch in derselben Nacht an Stricken die Wartburg herunter gelassen, und der verkleidete Diener folgte ihr. Hilflos durchirrte Margareta das Land und erlag im Weißftauenkloster zu Frankfurt ihrem Grame. Manfred. Nach Konrads Iv. Tod (1254) suchte sich Manfred mit Rom auszusöhnen und bewies sich nachgiebig. Allein der Papst strebte unverrückt nach dem Ziele, die Macht der Hohenstaufen in Unteritalien zu vernichten. Manfred wurde mit dem Banne belegt, und der Papst bot die Krone Karl von Anjou, dem Bruder Ludwigs Ix. Manfred rüstete sich, allein päpstliche Diener verleiteten seine Truppen zum Treubruche. Darum schmolz das Häuschen in dem entscheidenden Augenblick zusammen, als Karl von Anjou erschien und die Hand nach fremdem Eigentum ausstreckte. Es kam bei Bmevent 1266 zum Kampfe, Manfred unterlag und starb den Heldentod. Als ihm Karl ein ehrenvolles Begräbnis versagte.
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